Ostersonntag, da wird nach dem anstrengenden Flug etwas länger geschlafen.
Dann geht es nach Lajes do Pico um mit der ältesten Whale-Watching Agentur der Azoren in Geschäftsbeziehungen zu treten.
Wale, nicht heute. Der Wächter, der oben auf den Bergen sitzt und das Meer beobachtet, hat heute noch nicht einmal einen Delfin gesehen. Vielleicht am Nachmittag.
Wir beschließen, die drei Stunden bis dahin zu einer Fahrt und einem Spaziergang an der Ostspitze von Pico zu nutzen. Malerische Fischerhäfen und wilde Küstenlandschaften werden besichtigt und begangen.
Der Wind frischt inzwischen immer mehr auf und erreicht am Nachmittag 6-7.
Wale? Heute nicht. Wenn wir hinausfahren wird es nur „wet and bumpy“.
So verschieben wir unser Treffen mit Leviathan auf Dienstag , denn der Wetterbericht für Montag ist selbst nach Azorischen Maßstäben einfach furchbar.
Montag regnet es wider Erwartung am Morgen nicht. Wir setzen eine längere Wanderung an der Nordküste in den Weingärten an.
Kaum quält sich unser armer brustschwacher Renault über die ersten steilen Kehren eines Karrenweges ins Hochland, beginnt es zu schütten. Und Nebel fällt ein. Und Sturm kommt auf. Und Uschis Lieblingsfeinde tauchen alle drei gleichzeitig auf einem Viehweg in der Mitte von Pico auf: Große Hunde, große Kühe, dumme Bauern.
Breiten wir den Mantel des Vergessens über diesen Tag. Wir sind noch sehr nass geworden.
Dienstag ist das Wetter besser, nur der Sturm hat auf Nord gedreht und ist kaum schwächer geworden.
Als wir zur Wal-Basis kommen herrscht dort Aufregung. Schnell rein ins Gewand, in die Schwimmweste, ins Boot.
Der Wächter hat weit draußen im gischtweissen Meer zwei Orcas ausgemacht.
Mit Höchstgeschwindigkeit stampft das kleine Schlauchboot in Richtung Schwertwal. Als wir dort endlich ankommen sind zwar alle patschnass und ausgefroren, der Orca hat aber nicht auf uns gewartet und ist weg.
Auf dem Rückweg gegen Wind und Wellen werden wir noch nässer als nass, noch kälter als kalt. Dafür besuchen wir noch eine Schule Risso-Delfine. Immerhin schöne grosse Tiere mit vier Meter Länge.
Ich nenne sie Wal.
Zuhause liegen wir eine Stunde im Whirlpool um wieder warm zu werden. Die Tante Jolesch hatte schon recht: Ein Narr wer keinen Jacuzzi auf den Azoren hat.